Das Ende meiner Karriere
Solange ich denken kann, war der Sport ein Teil von mir. Noch bevor ich sechs Jahre alt war, schwamm ich im Verein und bestreitete meine ersten Wettkämpfe. Mit 14 entdeckte ich meine grosse Leidenschaft: den Triathlon. Was als neue Herausforderung begann, wurde schnell viel mehr. Es wurde mein Zuhause, meine Leidenschaft, ein zentraler Teil meines Lebens.
Ich trainierte mit Hingabe und Freude, koordinierte über Jahre die normale Schule mit über 15 Stunden Training pro Woche. Später, während des Studiums, wurde das Pensum noch intensiver. Ich stellte meine ganze Welt auf den Sport ein. Mit dem Ziel, den Sprung in die Elite zu schaffen. Ich arbeitete hart, war diszipliniert, entschlossen, und bereit alles zu geben.
Doch der Übergang von relativ erfolgreichen Juniorenjahren, in denen ich internationale Wettkämpfe bestritt, zweimal an den Europameisterschaften teilnahm und sogar die Qualifikation für die Weltmeisterschaften erreicht habe, verlief nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.
Im Mai 2023 traf mich die erste Knochenverletzung, und mit ihr kam der Schock. Nicht nur wegen der körperlichen Einschränkung, sondern auch wegen der Diagnose RED-S. Mein Körper war im Energiemangel. Und mit ihm kam auch die Erkenntnis, dass meine Hormone völlig aus dem Gleichgewicht geraten waren. Mein Zyklus war ausgeblieben, mein Körper war erschöpft, und ich hatte die Signale lange übersehen, oder vielleicht nicht sehen wollen.
Es folgten zwei weitere Knochenverletzungen innerhalb von eineinhalb Jahren. Immer als ich mich langsam zurückgekämpft hatte. Als ich langsam wieder in Form kam und wirklich bereit gewesen wäre, meine Leistung an Rennen unter Beweis zu stellen. Schliesslich wurde auch eine erniedrigte Knochendichte festgestellt. Aus einem sportlichen Ziel wurde ein gesundheitlicher, und vor allem mentaler Kampf. Gegen meinen Körper, gegen meine eigenen Erwartungen, gegen den inneren Druck, der über die Jahre ohne Erfolge nur noch mehr gewachsen ist.
Trotz allem: Der Triathlon hat mir unglaublich viel gegeben. Ich durfte an wunderschönen Orten trainieren, mich international mit den Besten messen, mich selbst herausfordern, wachsen, Freundschaften fürs Leben knüpfen. Viele meiner stolzesten und bewegendsten Erinnerungen stammen aus dieser Zeit.
Aber irgendwann musste ich erkennen: Es reicht nicht, stark zu wirken, wenn man innerlich daran zerbricht.
Die Entscheidung, den Leistungssport loszulassen, war eine der schwersten meines Lebens. Es fühlte sich an, als würde ich einen Teil meiner Identität aufgeben. Einen Traum, den ich seit meiner Kindheit verfolgt habe. Das Ziel einmal an den olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Doch ich wusste: Wenn ich jetzt nicht auf meinen Körper und meine mentale Gesundheit höre, verliere ich nicht nur meine Leistungsfähigkeit, sondern mich selbst.
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Ich studiere weiterhin an der Pädagogischen Hochschule Schwyz und unterrichte daneben als Lehrperson. Ich bewege mich weiterhin viel, jedoch nicht mehr für Zahlen oder Zeiten. Sondern für mein Wohlbefinden. Für meine Freude. Für mich. Im Sommer werde ich ebenfalls die J+S-Trainerausbildung absolvieren und hoffe, schon bald die Trainer des Jtris unterstützen zu können.
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19. April 2025